Ein Hochzeitstag, der in Erinnerung bleibt
Einen Menschen zu lieben, heißt einwilligen, mit ihm alt zu werden. Dieses Zitat von Albert Camus passt sehr gut für unser Jubelpaar im Haus Melchior. Während des Lockdowns war der Schmerz groß, dass die gewohnten täglichen Besuche nicht realisiert werden konnten.
Schon lange vor dem 46. Hochzeitstag am 2. Juli 2020 machten sich der Ehemann und der Betreuungsdienst viele Gedanken, wie dieser Tag in Zeiten von Corona gestaltet werden kann. Dann kam zum Glück die Lockerung ab 1. Juli. Die Jubilarin, Bewohnerin im Haus Melchior, ahnte von den ganzen Vorbereitungen nicht viel. Dann kam der besondere Tag und alle waren aufgeregt.
„Wie war denn der Tag für Sie?“ Diese Frage beantwortet das Paar so: Unser Herz ging auf, als wir einige Tage vor dem 2. Juli erfuhren, dass ab dem 1. Juli 2020 Besuchslockerungen ins Haus stünden. Und tatsächlich: Wir beide wurden gefragt, was wir denn am 2. Juli abends gerne essen würden. Das wäre sogar im Zimmer möglich. Wir ahnten…, hocherfreut, und waren erwartungsvoll.
Am Hochzeitstag klopfte es gegen Abend an der Zimmertür meiner Frau. Wir wurden feierlich in die „GUTE STUBE“ geführt. Unser erster Blick: wie in einem Drei-Sterne-Lokal! In der Mitte des Raumes ein Tisch mit weißer Decke und ansprechendem Gedeck. In der Vase ein MARGERITEN-Blumenstrauß (Marga-rethe, der Vorname meiner Frau); Sektgläser… Und dann die Erfüllung unseres Wunsches: Toast Hawaii! Als Nachspeise Erdbeeren im Schälchen und dazu Erdbeerkuchen…
Von den drei Betreuerinnen, Frau Hillenbrand, Frau Demel und Frau Marx, wurden wir beglückwünscht; die Sektgläser füllten sich: Zum Wohl!!!
Dann waren wir unter uns – und voller Freude und Dankbarkeit für dieses einmalige Geschenk des Hauses an uns: wir saßen uns gegenüber, konnten uns ansehen, lächeln, unsere Hände berühren; dachten an die zurückliegenden 46 Jahre; an die Fülle und den Reichtum unserer Partnerschaft; auch an die Schicksals-Schläge und ebenso an die Zeiten des glücklichen zusammen sein Könnens…
Wir genossen die Stunde… Vor Tagen nie gedacht – und jetzt ein mit LIEBE gestaltetes und von uns in LIEBE erlebtes Ereignis…
Margarethe und Reinhold Miller
Rauenberg, den 2. Juli 2020.
